Magersucht

Anorexia nervosa - Magersucht

Erstmals wurde die Anorexia nervosa als Krankheitsbild 1873 beschrieben. Übersetzt heißt Anorexia Appetitlosigkeit. Dieser Begriff ist jedoch irreführend. Denn die Betroffenen haben durchaus Appetit, verbieten sich aber zu essen. Der Zusatz nervosa weist auf die psychischen Auslöser der Magersucht hin.

Risikogruppe

Betroffen sind von der Magersucht vor allem junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren. Ein Prozent dieser Altersgruppe ist anorekisch. Die jungen Frauen und Mädchen gehören meist Familien der Mittel- und Oberschicht an. Sie sind überdurchschnittlich intelligent und ehrgeizig. Die Magersucht beginnt häufig sehr früh, vor dem Einsetzen der ersten Menstruation. Zum Teil sind schon Grundschülerinnen davon betroffen.
Auch bei Männern tritt die Krankheit vermehrt auf, mittlerweile leiden 0,08 Prozent der jungen Männer an Magersucht. Tendenz steigend.

Ursachen

Seit den 60er-Jahren gilt in den westlichen Industrieländern: je dünner desto schöner. "In" sind androgyne Frauen mit wenig Po und schon gar keinem Bauch. Frauen, die diesem Schönheitsideal nahe kommen, gelten als erfolgreich, modern und sexy. Runde Frauen gelten als willensschwach und unattraktiv. In der Pubertät verändert sich der weibliche Körper: Die Hüften werden breiter, der Busen wächst und die Oberschenkel werden runder. Diese Veränderungen verunsichern die Mädchen. Gleichzeitig beunruhigt sie ihre neue Rolle als Frau. Ihr kindliches Selbstbewusstsein wird erschüttert ein neues weibliches Selbstbewusstsein soll entstehen. Das Körpergewicht wird dabei überbewertet und bei magersüchtigen Menschen zur Quelle des Selbstwertgefühls. Kontrolle über ihr Gewicht bedeutet für sie Kontrolle über ihr Leben.

Symptome und Folgen

  • Das Körpergewicht liegt bei Magersüchtigen mindestens 15 Prozent unter dem alters- und größeentsprechenden Gewicht. Ihr BMI (Body Mass Index) beträgt 17,5 oder weniger.
  • Die Betroffenen vermeiden kalorienreiche Speisen.
  • Sie nehmen Appetitzügler und Abführmittel.
  • Häufig betreiben sie exzessiv Sport.
  • Ihre Körperwahrnehmung ist gestört, obwohl sie sehr dünn sind, empfinden sie sich selbst als zu dick.
  • Gewicht und kontrolliertes Essen werden zum Lebensinhalt.

Folgen der Magersucht

Durch den starken Gewichtsverlust und die Mangelernährung kommt es zu schwerwiegenden körperlichen Schäden:

  • Die Menstruation bleibt aus.
  • Der Herzschlag verlangsamt sich.
  • Die Körpertemperatur sinkt ab.
  • Niedriger Blutdruck
  • Flaumartige Behaarung auf dem Rücken und/oder den Wangen
  • Haarausfall
  • Muskelschwäche
  • Störungen im Mineralhaushalt

Psychische Folgen:

  • Essen wird zum zentralen Thema
  • Kleinste Gewichtszunahmen lösen eine psychische Krise aus
  • Es kommt zu Depressionen.
  • Starke Reizbarkeit

Zehn Prozent der Magersüchtigen sterben infolge ihrer Krankheit.

Therapie

Erstes Ziel einer Anorexie-Therapie ist die Gewichtszunahme, insbesondere bei Patientinnen deren Gewicht unter 75 Prozent des Normalgewichtes liegt. Die körperliche Auszehrung ist in diesen Fällen lebensbedrohlich. Bei einem Krankenhausaufenthalt wird zunächst die Nährstoffgrundversorgung gesichert und die Gewichtszunahme eingeleitet.

Möglichst schnell sollten die Patientinnen selbst für ihr Gewicht verantwortlich sein. In einer begleitenden Psychotherapie müssen die Patientinnen ihr Körperbild neu überdenken: Ist ein schlanker Körper wirklich der Garant für beruflichen und privaten Erfolg? Was erhoffe ich mir von einem schlanken Körper?
Die Betroffenen sollen Selbstbewusstsein entwickeln, unabhängig von ihrem Körpergewicht.
In einer körperorientierten Therapie lernen die Patientinnen ihren Körperumfang realistisch einzuschätzen und auf ihre Körpersignale zu hören.
Bei jungen Anorexie-Patientinnen, die in einer Familie leben, bietet sich eine familienorientierte Therapie an, bei der die Angehörigen für die Ess-Störung sensibilisiert werden und lernen wie sie angemessen darauf reagieren können.

Erfolgschancen einer Anorexie-Therapie

Etwa 10 Prozent der Betroffenen sterben an den Folgen ihrer Magersucht. Bei einem Viertel der Patientinnen wird die Magersucht trotz Therapie chronisch. 35 Prozent nehmen zu und halten das Gewicht auch, allerdings liegt dieses Gewicht immer noch unter dem Normalgewicht. 30 Prozent gelten als geheilt, d.h. sie erreichen ihr Normalgewicht und menstruieren regelmäßig. Trotz Therapie haben viele Frauen auch nach der Gewichtszunahme immer noch ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper und ihrem Gewicht.

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