Hunde-Angst am Jahreswechsel

6.11.2018

(dgk) Die wenigsten Hunde lieben Silvester. Doch während der eine Hund lediglich etwas beunruhigt ist, leiden andere unter einer regelrechten Angstneurose. „Bevor man sich damit auseinandersetzt, sollte man sich klarmachen, dass Angst ein normales, sinnvolles Gefühl ist, das hilft, Bedrohung zu vermeiden und passende Reaktionen vorzubereiten“, erklärt die Hundetrainerin Charlotte Krüger, Hundeschule „Zeitpunkt Hund“. Diese Erkenntnis hilft, ängstliches Verhalten nicht überzubewerten.

Bloß nicht dramatisch werden

Denn das wäre auf jeden Fall ein Fehler, so Krüger: „Wer einem unruhigen Hund eine übermäßige Aufmerksamkeit schenkt oder das Tier wortreich bemitleidet, der erreicht oft das Gegenteil davon, was er eigentlich will.“ Denn je dramatischer der Mensch die Situation gestaltet, desto bedrohlicher erscheint sie auch dem Hund. Hilfreich hingegen ist eine generell vertrauensvolle Beziehung zwischen Hund und Halter.

Ob ein Hund sich fürchten wird, kann nicht immer vorhergesagt werden – auch bislang sehr ruhige Hunde können auf einmal große Angst entwickeln, wenn es ganz in der Nähe knallt und ihre Bezugsperson nicht anwesend ist. Und was genau der Auslöser für eine „Silvesterangst“ sein kann, ist so unterschiedlich, wie die Hunde selbst. Deshalb gebe es keine Patentrezepte, meint Krüger. Aber einige Regeln sollten Hundehalter beachten.

Rausgehen nur mit Leine

„Um den Jahreswechsel herum steigt die Zahl der entlaufenen Vierbeiner an, daher sollten vor allem schreckhafte Hunde in der Zeit um Silvester immer angeleint bleiben“, rät die Trainerin. Bei „Entfesselungskünstlern“ solle die Leine nicht nur am Halsband, sondern zusätzlich auch noch am Geschirr befestigt werden. Und natürlich darf man unter keinen Umständen Gassigehen, während in der Nähe Feuerwerk abgeschossen wird.

Ruhe vermitteln

Verhaltensregeln, die auch sonst für den Hund gelten, sollten auch an diesem Tag umgesetzt werden. Das gibt dem Tier Sicherheit. Ebenso kann es hilfreich sein, sich mit seinem Hund in einem ruhigen Raum aufzuhalten und ihm schon im Vorfeld einen Knochen oder ähnliches anzubieten, denn Kauen entspannt die Vierbeiner. Natürlich sollte sich der Hund zu seiner Bezugsperson setzen oder legen dürfen, wenn er Kontakt sucht. Ganz allgemein gilt: Bleiben Sie ruhig und lassen Sie den Hund sehen, dass Sie keine Furcht haben!

Abtrainieren der Silvesterangst kaum möglich

Trotz solcher Maßnahmen entwickeln manche Hunde eine ausgeprägte Angst, wenn das große Knallen losgeht. Die Tiere zittern, nehmen eine geduckte Haltung ein oder verweigern das Futter. Ein „Abtrainieren“ der Angst hält Krüger für schwer umsetzbar, denn der Silvesterzauber ist ein einmaliges Ereignis im Jahr. Wirklich trainieren könne man nur Alltägliches.

CDs mit Silvestergräuschen helfen nicht

Auch CDs mit typischen Silvestergeräuschen helfen nicht weiter, so die Expertin, da es an Neujahr viel mehr Reize gibt als nur die akustischen. Lichtblitze, Rauchgeruch, Vibrationen, aufgeregte und alkoholisierte Menschen sorgen für eine außergewöhnlichen Atmosphäre, die es eben nur an diesem Tag gibt.

Das kann helfen

Stattdessen empfiehlt Krüger, die auch therapeutisch mit Hunden arbeitet, ehrlich zu sein, und das richtige Management zu wählen. Nach dem Motto: „Das ist jetzt so, aber wir stehen es durch.“ Was die Angst lindere, variiere von Hund zu Hund. Einigen Vierbeinern helfe wortloses Streicheln, anderen „Kontaktliegen“, wieder anderen der Rückzug in die Hundebox oder das Körbchen. Ein kompetenter Hundetrainer kann dabei unterstützen, einen guten Umgang mit dem Problem zu finden. Und wenn sonst nichts hilft, können auch vom Tierarzt verordnete, beruhigende Medikamente ein Mittel der Wahl sein.

Streicheln oder besser nicht?

Hunde sind für die meisten Kinder überaus interessant und attraktiv. „Darf ich den streicheln?“, fra­gen die Kleinen, wenn ihnen ein Hund auf dem Gehweg entgegen kommt. Was sollten Eltern sagen?
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